Die Zuschauer im Ruhrcongress haben sich am Samstagabend – zur besten „Wetten, dass …“- Zeit, versammelt, um sich ein Konzert anzusehen. Saltatio Mortis haben die Location abgerissen. Doch zuvor haben Alestorm die Bühne geentert.
Proppenvoll ist der Bochumer Ruhrcongress am Samstagabend. Es ist eines der letzten Konzerte von Saltatio Mortis auf ihrer „Taugenichts-Tour 2023“ mit ihrem Supportact Alestorm. Bei Betreten der Halle fällt ein überdimensionales Quietsche Entchen auf. Doch dieses Utensil gehört nicht zu den Spielmännern von Saltatio Mortis. Entsprechend kann das gelbe Utensil nur zu Alestorm gehören.
Alestorm entern die Bühne des Bochumer Ruhrcongress
Als diese pünktlich um 20 Uhr die Bühne entern, wird schnell klar: Das ist schottischer Piraten-Rock gepaart mit Punk-Elementen. Schnell aufs Schiff und abgeht die Party. Es hat etwas gedauert, bis die schottischen Piraten die Zuschauer im vollen Ruhrcongress auf ihrer Seite haben, aber dann geht die Party los. Selbst das Handicap von Frontman Christopher Bowes tut dem keinen Abbruch. Stattdessen wird in den nächsten 60 Minuten gefeiert.
So wird das Cover von „I got a hangover“ im Original von Taio Cruz, mit den Worten „Lasst uns alle an die Bar stürmen und uns betrinken“ von Bowes anmoderiert. „Dann fühlt man sich morgen komplett überfahren. Das macht aber nichts, weil morgen ist Sonntag!“ Entsprechend wird gefeiert und mitgesungen.
Auch eine Special Guest haben die Schotten dabei. Patty Gurdy steht für zwei Songs auf der Bühne. „Das ist ein besonderer Moment, den wir nicht oft haben“, meint der Frontmann. Entsprechend wird „Zombie“ angestimmt. Mit dem Rausschmeißer „Fuck you“ ist nach 60 Minuten Schluss und die Umbaupause beginnt. Die Schotten haben sich nach dieser Show als würdiger Support für Saltatio Mortis erwiesen.
Regenbogenvorhang, Scheinwerfer und Mittelalterrock in Bochum
Ein Vorhang mit Regenbogenflagge wird hochgezogen. Alea, der Bescheidene betritt die Bühne und stimmt die ersten Zeilen des Klassikers „Schrei nach Liebe“ von Die Ärzte an. Sofort sind die Fans da, singen die ersten Zeilen mit. Schnell wird deutlich: Die Band möchte ihren Fans einen schönen Abend bescheren, bei denen sie alles, was gerade in der Welt los ist, vergessen können. So geht es dann Schlag auf Schlag weiter mit „Taugenichts“, „Wo sind die Clowns“ und „Große Freiheit“. „Oh mein Gott, seid ihr viele“ begrüßt Alea das Bochumer Publikum.
„Ihr seid ’ne Naturgewalt. Lasst uns die gesamte letzte Woche oder gesamte letzte Jahr vergessen und lasst uns gemeinsam zu Wind werden und alles gemeinsam niederreißen.“ Schon geht es mit „Ich werde Wind weiter“.
Saltatio Mortis, Emscherpiraten und Drunken Sailor
Etwas, das sich durch die ganze Show zieht: immer wieder Pyrotechnik, brennende Feuertöpfe. Das Feuerwerk wird abgefeuert und die Spielmänner mittendrin. „Das Ruhrgebiet rockt! Ihr wärt jetzt alle Emscherpiraten. Stellt euch vor, ihr habt euer Boot da abgestellt, die Wellen werden höher und der Gestank steigt“, so Jean Méchant. Schnell kriegt der Schlagzeuger die Kurve und fährt fort: „Wie das so an Deck ist, irgendwer fängt das Saufen an und ein Tornado kommt. Alea, mach mal den Tornado“, fordert Jean den Sänger auf. Dieser dreht die Falsche um, Wasser kommt raus und er kreist seinen Kopf. „Alea, wie fühlst du dich dann?“ Die Antwort kam anders, als erwartet. „Ich hab was ins Auge bekommen.“ Das war nicht die Antwort, und doch kriegen die Musiker die Anmoderation zu „Drunken Sailor“ hin.
Auch sonst schwappt die Energie des Publikums auf die Band über. So kommt der Sänger auf die Idee, sich einmal umzusehen. „Ich hatte heute noch keine Zeit, mir den Ruhrcongress anzusehen“, meint Alea. So werden die Fans aufgefordert, die Hände hoch zunehmen und schon ist der 45-Jährige auf dem Bauch liegend im Publikum und lässt sich einmal quer durch die Halle tragen. Nebenbei wird „Rattenfänger“ gespielt.
Aktuelle Songs und Kollaborationen haben Saltatio Mortis mit im Gepäck
Ebenfalls stehen die aktuellen Nummern aus Kollaborationen mit Mia Julia „Heute Nacht“ und „Keine Regeln“ mit Finch auf der Setliste. „Wir kommen seit so vielen Jahren in den Ruhrcongress. Wir haben uns sehr auf das Konzert hier gefreut und so oft hier schon den Tourabschluss gefeiert“, klärt Alea während des Konzertes die Bedeutung von Bochum für die Band. „Wir haben hier immer eine tolle Stimmung.“ Weiter geht es mit „Für immer jung“.
„Danke, dass wir das mit euch erleben dürfen in den letzten Wochen. Wir wollen noch nicht aufhören. Lasst uns schwören. Den Spielmannsschwur“, fordert Alea die Fans auf. So endet ein Abend, an dem sich die Spielmänner von Saltatio Mortis vorgenommen haben, dass nicht nur die Band, sondern auch die Fans einmal den Schmerz der Welt für ein paar Stunden vergessen können.
Es wurde mit Pyrotechnik gespielt und Vollgas gegeben. Nur eines hat man vermisst, ruhige Nummern für eine Atempause. Aber das ist nicht im Sinn der Band und ihren Fans gewesen. Einfach feiern und gemeinsam Spaß haben. So lässt sich die Energie eines Saltatio Mortis-Konzertes am besten beschreiben.