Recherche. Ohne sie kommt kein Journalist zu einer Geschichte. Doch dabei gibt es verschiedene Wege, wie man zum Ergebnis kommen kann.
Oftmals kommt einem eine Idee zu einem Text oder ein aktuelles Ereignis und man möchte die Geschichte unbedingt bringen. Gute Recherchen brauchen Zeit, Nerven, jede Menge Fleiß und Hartnäckigkeit. Man muss sich in der Sache verbeißen.
Zu erst google ich. Ja, Google ist mein Feind und nützlicher Helfer. Er hilft mir oftmals, auf die richtige Spur zu kommen. Aber auch Facebookgruppen sind nicht zu unterschätzen. Man liest viel mit, bekommt mehr mit, als einem Lieb ist.
Am Beispiel die Recherche erklärt
01An einem Beispiel zum Text „Lost Place ist kein Kinderspielplatz“ möchte ich euch einmal erklären, wie ich recherchiere. Aber auch eine Recherche hat Grenzen. Dazu in dem Beitrag nächste Woche mehr. Denn bei dieser Geschichte ist alles zusammen gekommen. Im Sommer 2020 ist ein junges Mädchen in einem Tunnelsystem eines Lost Places ohnmächtig geworden und verstorben.
Hier waren die Faktoren Aktualität und ein lokaler Bezug gegen. Das Thema hatte einen hohen Informationswert. Die lokalen Medien haben sich auf das Thema gestürzt – auch ich. Doch mir spielte der Zufall ordentlich in die Karten. Wäre der nicht gewesen, die Geschichte wäre nie so geworden, wie sie hinterher da stand. Bis heute ist diese Geschichte eine der meistgeklickten Geschichten, die ich geschrieben habe.
Offizielle Stellen anfragen
Den Anfang machte ich, in dem ich die Polizei, Feuerwehr und der Stadt nachfragte. Ich überlegte mir Fragen, die dazu passen könnten. Im Laufe des Gesprächs mit dem wirklich sehr netten Polizeisprecher wurde deutlich, der Text muss waren. Diese Intention hatte ich bereits schon sehr früh. Warnen, weil zu viele gerade junge Menschen völlig leichtsinnig in Lost Places gehen und sich nicht vorbereiten.
An einem Abend schaute ich dann noch die Aktuelle Stunde. Die Kollegen vom WDR hatte ich am Tag noch auf dem Gelände gesehen – sie hatten den Unglücksort nicht gefunden. Jedoch waren mein Begleiter und die WAZ-Kollegin an dem Ort, an dem das Unglück passierte. Die Kollegin wurde ruhig. Aber darum geht es gerade nicht. Es geht darum, dass der WDR mir in die Karten spielte. Sie interviewten genau die Menschen, die ich brauchte.
Experten suchen und finden
Einen Bunkerexperten und einen Urbexer der alten Garde. Ich googelte also die E-Mailadressen der beiden. Dem Bunkerexperten Mailte ich sie gleich mit. Er rief mich kurze Zeit später an. Mit meinen Fragen hüpfte ich ins Fettnäpfchen, was sich als Vorteil erweisen sollte. Denn er erklärte mir alles haar genau, was in den Gängen verborgen ist und wo die Gefahren liegen.
Mit dem Urbexer telefonierte ich nur kurz. Wir stellten fest, dass wir auf einer Wellenlänge sind und so wurde kurzerhand einen Termin auf einen Kaffee und wir unterhielten uns über die Szene, das Hobby und die Gefahren.
Telefon, E-Mail und Co
So war meine Recherche mit Telefonaten, einem persönlichen Gespräch und per E-Mail abgeschlossen. Nun hieß es, den Text zu schreiben.
Wie geht man dann vor? Ganz einfach: Man muss das Thema einschätzen und auch aufpassen, dass die Menschen, mit denen man sich unterhalten hat, nicht schlecht dargestellt werden. Es geht um Fingerspitzengefühl. Denn die eine oder andere Aussage gehört nicht in die Öffentlichkeit. Da muss man sich schon überlegen, was man tut. Im Zweifelsfall lasse ich die Person auch gegenlesen oder mindestens eine andere, um auf Nummer sicher zu gehen.
Tools zur Recherche
Bei der Recherche stehen einem die Hilfsmittel
- Social Media
- Telefon
- persönliches Gespräch
zur Verfügung. Wichtig ist, dass man die entscheidenden Fragen stellt und die richtigen Ansprechpartner findet. Das bedeutet, dass man sehr viel googelt und sich in ein Thema einarbeitet. Erst dann können die besten Fragen gestellt werden.
Wichtig ist für den Fall der Fälle, dass jemand sich gegen eine Aussage wehrt, eine nachvollziehbare Recherche. Bedeutet, dass man die entsprechenden Rechercheergebnisse abspeichert. Das trifft für E-Mail-Interviews zu. Auch im persönlichen Gespräch kann man das Diktiergerät mitlaufen lassen. Je nach Eindruck des Gesprächspartners oder Anzahl der Gesprächspartner läuft es mit. Mir erleichtert es das Arbeiten und ich kann mich auf das Gespräch konzentrieren. Der Nachteil: ich muss mir das ganze Gespräch anhören und kann nicht direkt an die Stelle des Interviews skippen, die ich gerade brauche. Man muss sich öfters rückversichern.
Arten der Interviews
Allerdings funktioniert das nicht am Telefon nicht. Zumindest habe ich es noch nicht ausprobiert. Hier behelfe ich mir ganz altmodisch mit Zettel und Stift. Spricht mein Gesprächspartner zu schnell, bitte ich um eine kurze Unterbrechung. In der Regel sind meine Gesprächspartner sehr verständnisvoll und man spricht langsamer. Jedoch muss man sich alles genau notieren, sonst hat man ein Problem. Ich sehe in den Notizen aber einen Vorteil: Man hat das auf dem Zettel vor sich liegen, worüber man gesprochen hat und kann noch mal nachfragen. Das blättern ist ebenfalls wesentlich zeitsparender, als das gesprochene Wort. Rückfragen sind möglich.
Die E-Mail ist relativ starr. Man schickt seine Fragen hin, bekommt sie schriftlich beantwortet. Rückfragen müssen gemailt werden. Aber ich sehe auch hier einen Vorteil: Die Antworten sind ausformuliert und man kann sich sie einfach in den Text kopieren.
Alle Formen der Interviews müssen gespeichert werden. Erst dann ist die Recherche belegbar und lückenlos. Dazu gehören auch Fotos, die gemacht werden. Diese müssen entsprechend beschriftet und archiviert werden. Über eine Dauer der Archivierung von Ergebnissen ist nichts bekannt. Ich bewahre sie meistens ein Jahr auf und dann werden sie gelöscht.
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