Kennst du diese Bewerbungsformulare, die lediglich eine Minute deiner Zeit klauen? Ich finde sie praktisch. Allerdings setzen sie trotz aller Kürze voraus, dass sie intersubjektiv nachvollziehbar sind. Sonst können Missverständnisse auftreten, die sich durch das Beantworten von W-Fragen vermeiden lassen.
Und genau das ist mir neulich passiert. Ich hatte auf Facebook auf eine Anzeige geklickt, weil diese für mich wie eine freie Freelancer-Position ausgesehen hat. Ich telefonierte mit dem Herrn, eigentlich ein angenehmes Gespräch, bis er sagte, dass die Agentur Vollzeitkräfte suche. Hier musste man sich eingestehen, dass es nicht passt, da ich maximal eine Teilzeitstelle vertreten kann, die Agentur aber Texter in Vollzeit sucht. Am Ende hat der Herr am anderen Ende der Leitung festgestellt, dass die Anzeige wohl doch nicht so scharf formuliert gewesen sei, wie gedacht.
Was hat in der Stellenausschreibung gefehlt?
In der Stellenbeschreibung war nicht klar erkennbar, was die Agentur sucht und auch das Formular war nicht klar formuliert, sodass es zu dem Missverständnis gekommen ist. Genau das lese ich oftmals momentan sehr oft. Nicht klar und deutlich formulierte Announcen, die nicht auf den Punkt kommen. Es kann auch sein, dass wichtige Fakten weggelassen werden, weil der Absender denkt, der Empfänger wisse, worum es geht. Das ist etwas, was ich auch oftmals bei Texten feststelle.
Auch im Alltag stelle ich Rückfragen bei manchen Themen, in denen mir ein wichtiger Fakt fehlt. Besonders dann, wenn mir mein Gegenüber etwas erzählt, ich aber gerade bei einem anderen Thema bin oder nicht genau weiß, was jetzt gemeint ist. Ich stelle eine Rückfrage und als Antwort kommt dann: „Ja das und das meine ich“ kommt es dann von der gegenüberliegenden Schreibtischseite. Meine Antwort ist dann in der Regel „Ah, jetzt verstehe ich dich auch“.
Die Lösung: W-Fragen, die im Text beantwortet sind
Warum werden W-Fragen verwendet? W-Fragen sorgen für eine klare Kommunikation, sodass der Text am Ende keine Fragen mehr offen lässt. So kann ich mein Gegenüber gut verstehen. Denn man kann nicht davon ausgehen, dass auch jeder versteht, worüber du gerade sprichst oder bei welchem Thema du bist. Das sind die wichtigsten Informationen, die du erst einmal brauchst, um klar und deutlich zu kommunizieren.
Welche W-Fragen gibt es und wofür werden sie verwendet?
Bereits im Kindergarten lernen wir, wenn wir die Polizei oder Krankenwagen anrufen, dass fünf Fragen beantwortet werden müssen: Wer, was, wann, wie und wo?
Wer: Wer ist betroffen?
Was: Was ist passiert?
Wann: Wann ist es passiert?
Wo: Wo ist etwas passiert?
Wie: Wie ist etwas passiert?
Anhand dieser Fragen kann die Einsatzleitung der Polizei oder Rettungswache erkennen, wie dringend ein Fall ist. Diese Technik machen sich Journalisten ebenfalls zunutze, in sie in Interviews erst einmal diese Fragen abarbeiten. Damit ist der erste Grundstein gelegt, um zu einem Text zu kommen. Im Gespräch hört ein Journalist also aufmerksam zu und stellt die Fragen zum Thema. Natürlich werden sich Notizen gemacht. Aber bei diesen fünf Fragewörtern bleibt es in den meisten Fällen nicht.
Journalisten interessieren sich für Hintergründe, die abseits des eigentlichen Themas sind. Sie hinterfragen eine Intention. Gibt eine Frage nicht die gewünschte Antwort, so kann es passieren, dass sie die Frage noch einmal an anderer Stelle des Gespräches stellen und sie anders formulieren. Eine Frage nach der Intention einer Handlung kann sein „Weshalb machst du XY?“ oder auch „Wieso ist das XY passiert?“. Um persönliche Einstellungen zu hinterfragen, gibt es ebenfalls das Wort „Warum“.
Weitere W-Fragen
- Wer?
- Wem?
- Wen?
- Wessen?
- Wie?
- Wann?
- Wo?
- Welche?
- Was?
- Wobei?
- Womit?
- Woran?
- Wohin?
- Weshalb?
- Warum?
- Wieso?
- Worauf?
- Worum?
- Wovor?
- Wodurch?
- Woher?
- Weswegen?
- Woraus?
Wie muss ein Text aufgebaut sein, damit er möglichst viele Fragen beantwortet?
Um einen Text anhand von den Fragewörtern zuschreiben, benötigt es etwas Übung. Zwar haben wir in der Schule gelernt, wie diese am besten aufgebaut sein sollen, aber man vergisst vieles. Daher ein kleiner Exkurs, wie Texte aufgebaut sein sollen, damit sie in einer Caption für beispielsweise einen Social-Media-Post funktionieren.
Einleitung des Textes
Die Antworten zu „was, wann, wo, wer?“ gehören in die Einleitung. Sie beschreiben grob den zu erwartenden Text und sortieren ihn ein. Als Grundlage kann eine aktuelle Beobachtung oder Ereignis dienen. So kann der Leser einordnen, ob der Text passend für ihn ist. Bei einem Online-Text kann ein Inhaltsverzeichnis helfen, dem Leser den ersten Überblick über den Text zu geben, ohne die ganzen Zeilen anhand der Zwischenüberschriften zu scannen und dann zu lesen. Mit dem Inhaltsverzeichnis beantwortest du also schon die erste Frage nach dem Inhalt des Beitrages.
Hauptteil eines Textes
Nun hat dein Leser einen groben Überblick über das Thema und du musst liefern. Mit den Fragen „Was, wie und warum“ beschäftigst du dich im Hauptteil deines Textes. Du gehst ins Detail und beschreibst das Thema genauer. Entsprechend kannst du hier alle Fakten einordnen, beschreiben und erläutern. Wichtig ist dabei, dass du dich nicht wiederholst.
Schluss des Textes
„Welche Folgen hat das für deinen Leser?“ Diese Frage beantwortest du im Schlussteil des Textes. Du ziehst ein Fazit zu dem, was du in den oberen Abschnitten erklärt hast.
Was W-Fragen dir beibringen
Die W-Fragen liefern also Antworten auf Informationen zu einem bestimmten Themengebiet. Mit einer Beantwortung dieser Fragen kannst du deinen Content gut erstellen, denn Google liefert mit der richtigen Fragestellung die passenden Antworten. So kommt es nicht zu Missverständnissen, sondern du sprichst das Problem deiner Leser richtig an, in dem du ihnen die passenden Antworten lieferst.
Im Fall der Stellenanzeige wäre es besser gewesen, klar und deutlich zu schreiben, dass es sich um eine Vollzeitstelle handelt. Dann hätte ich mich nicht beworben.