Tierschützer sind auf 180 und die Reitwelt distanziert sich. So kann man die Reaktionen auf die Trainingsmethoden von Charlotte Dujardin beschreiben. Allerdings steckt da wesentlich mehr hinter, als es auf den ersten Blick erscheint.
Schaue ich mir meinen Social-Media-Feed der letzten Tage an, dominiert in meiner Pferdesport-Bubble ein Thema: die Peitschenhiebe von Großbritanniens Vorzeige-Dressurreiterin Charlotte Dujardin im Training mit einer Schülerin an deren Stall. Zu sehen ist, wie die Olympiasiegerin mit einer knallenden Peitsche auf die Beine des Pferdes schlägt. Das Pferd versucht sich zu entziehen, schlägt nach der Peitsche aus. Ein Punkt, der mich allerdings noch wütender macht, ist das Gelächter im Video und das fehlende Eingreifen. Auch die Peitschenhiebe finde ich nicht gut.
Dujardin gibt die Tat zu – und das drei (!) Tage vor dem Start der Olympischen Spiele. Die FEI hat sie nach dem Statement für sechs Monate suspendiert.
Charlotte Dujardin startet bereits nicht in Aachen
Schon beim CHIO Aachen hatte ich mich gewundert, dass Dujardin nicht auf der Starterliste zu finden ist. Jetzt weiß ich auch, wieso. Wer glaubt, dass der Fall erst jetzt mit Veröffentlichung des Videos bekannt wurde, liegt meiner Meinung nach falsch. Ich denke, der Fall ist schon wesentlich länger bekannt gewesen und man hat sich abgesprochen. Jemand veröffentlicht das Video, Dujardin zeigt Reue und die FEI reagiert mit einer Suspendierung.
Ein klassischer PR-Schachzug, um die Suspendierung zu rechtfertigen. Hier haben ALLE Beteiligten zusammengearbeitet, um den größtmöglichen Schaden abzuwenden. Und auch die Reiterin selbst wusste Bescheid. Sonst wäre das Statement nicht prompt erfolgt.
Intern ist der Fall abgeschlossen und aufgearbeitet. So wird erklärt, weshalb die Britin ihr Land nicht bei den Spielen vertreten darf. Extern kommen jetzt, mit den Olympischen Spielen, erneut alle auf den Plan, die den Reitsport verbieten wollen, weil ALLE Reiter ihre Pferde quälen.
Dass es sich hier allerdings um eine gezielte PR-Kampagne seitens der FEI handelt, wird nicht gesehen. Ja, man spricht drüber, was wichtig ist. Nur so kann sich etwas ändern. Hier sind wir bei Kritik und Kontrolle. Einer Aufgabe von Journalisten, die entsprechende Fälle öffentlich machen.
Die richtige PR-Strategie ist daher:
- Der Fall ist inoffiziell bekannt.
- Jemand veröffentlicht ein Video/Foto.
- Zeige öffentlich Reue und gelobe Besserung
- Eine Strafe wird ausgesprochen.
- Keine weitere Reaktion. Im Statement ist bereits alles gesagt.
Für mich selber ist die Aktion von Charlotte indiskutabel. Aber sie hat auch eine entsprechende Strafe bekommen. Dadurch, dass dieser Fall öffentlich geworden ist, hat dies weitreichende Folgen für Dujardin: Geld aus Platzierungen und Unterrichtseinheiten geht flöten. Wer will noch bei einer Trainerin Unterricht reiten, die tierschutzrelevante Methoden in einem ihrer Einnahmequellen anwendet?
Es ist also viel mehr, als nur das Startverbot für die nächsten sechs Monate. Rein objektiv betrachtet ist ein Imageverlust für Dujardin und ein enormer Schaden für den Reitsport. Letztendlich hat sie sich damit selbst geschadet und dieser Schaden wird nur schwer wiedergutzumachen sein. Die Öffentlichkeit wird genau hinsehen, wie sie reitet und was sie tut.
Hinterlasse einen Kommentar